Montag, September 01, 2014

Mitten in Palau Perhentian, Malaysia

 
Die japanische (oder chinesische?) Touristin war guter Dinge, am Tisch in einer üblen Strandkaschemme, die Gespräche laut und lustig, die Getränke kalt, die bestellte Nudelsuppe kam rasch und war heiß. Noch dazu: In der Suppe waren heimische Mee-Nudeln, gelb und lang.
Allein: Serviert wird die Nudelsuppe hier mit Löffel und Gabel und nicht mit Löffel und Stäbchen. Unvorstellbar.
Schnell war dem aufmerksamen Kellner ein eindeutiges Zeichen gemacht.  Die gestreckten Zeige- und Ringfinger der rechten Hand, die sich voneinander weg und wieder aufeinander zu bewegten.
Nach kurzem Zögern nickte der Kellner und verschwand aus den Augen der Gäste, wohl in die Küche, um die gewünschten Stäbchen zu holen.
Das Gesicht der Touristin, als er mit einer Schere und dankesheischendem Blick zurück kam…
Unbezahlbar.
 
 

Donnerstag, August 28, 2014

Nichts als die Wahrheit!


nun muß es raus...

Jahrelang haben wir Euch vorgeschwärmt von exotischen Reisen in tropische Länder, haben mühevolle Fotocollagen erstellt, die Euch vorgaukeln sollten, wir seien in warmen Gefilden, immer in mehreren sozialen Netzwerken veröffentlich, wo wir angeblich sind, aber nun ist es an der Zeit, die Wahrheit zu sagen: ALLES LÜGE!

Statt stundenlang in engen Flugzeugen zu sitzen, nur um dann schließlich unbändig zu schwitzen, stundenlang im Sand zu liegen und diesen dann wieder stundenlang aus Körper und Klamotten zu entfernen, unbekannte Lebensmittel zu verspeisen, mit fremden Leuten fremde Sprachen sprechen zu müssen, verziehen wir uns seit Jahren an einen schönen kühlen Ort in den Bergen und genießen die schöne Architektur und Landschaft.

Wer errät, wo dieses Refugium befindet, bekommt beim nächsten Treffen ein Bier oder auch einen Tee mit Scones von uns!







Samstag, Juni 28, 2014

Incredible India







Indien? Indien!


Obwohl ich schon viel gereist bin, hatte ich mich bisher nicht nach Indien getraut...

Daher nahm ich das Angebot eines PR-Kollegen sehr gerne an, sich gemeinsam mit einer Gruppe zunächst die Förderschule anzusehen, die im Rahmen der Restcentaktion der Blindeninstitute unterstützt wird und anschließend noch einen kleinen Teil Südindiens zu erkunden.
Eine Entscheidung, die ich trotz gesundheitlicher Probleme bei der Rückkehr nicht bereut habe!

Der Flug von München über Muscat nach Indien ist schnell erzählt:

Nach einer kurzweiligen, aber dennoch langen Reise trafen wir schließlich in Chennai, dem ehemaligen Madras ein.

Das Ziel war eigentlich klar definiert: Einreiseformalitäten erledigen, Koffer finden, Geldautomaten entleeren und ein Taxi finden, dass uns zu  unserer Unterkunft fährt.

Knapp 2 Stunden später saßen wir dann auch in einem Prepaidtaxi und der Fahrer telefonierte mit Pfarrer Doss, der sich den ersten Tag um unsere Gruppe kümmerte.

So kam es, dass wir nicht in unser Guesthouse fuhren, sondern in ein original indisches Restaurant, das sich allerdings als Steakhouse herausstellte, indem die Kellner lustige Cowboyuniformen trugen und in dem es dennoch sehr leckeres indisches Essen gab. 





Hier trafen wir auch endlich unsere Mitreisenden, die schon einen feuchtschwülen Tag hinter sich hatten und froh waren,  dass wir endlich da waren  und wir alle  essen konnten.

Die Nacht verbrachten wir im Don Bosco Gästehaus, mit einfachen, sauberen Zimmern, aber ohne Wasser, also wirklich ohne. Das heißt weder Toilettenspülung, noch Waschbecken noch Dusche…

Ich hatte Glück und in meinem Raum stand noch ein voller Plastikeimer, sodass ich morgens mit einem kleinen Becher duschen konnte.


 Wenn Sieben eine Reise machen


Am nächsten Morgen ging es um 6.30 Uhr los. Pater Doss begleitete uns glücklicherweise, denn eine indische Zugfahrt inklusive vorherigem Bahnhofsbesuch ist wirklich eine intensive Erfahrung. Aber  Pater Doss führte uns souverän und sicher durch das laute, geruchsintensive Gewimmel.







Sehr überraschend fand ich das System der Zug Reservierung: Wir hatten fest gebuchte Plätze und als wir an unserem Wagon ankamen hing da ein Zettel allen Namen der heutigen Reisenden in diesem Zug und es war schon lustig, meinen eigenen Namen dort zu entdecken.





Die Zugfahrt war sehr kühl  und unterhaltsam und nach 3,5 Stunden kamen wir  pünktlich in Jouarerai an und  besuchten erstmals die Schule von Pater Doss, dann ging es nochmal 1,5 Stunden auf abenteuerlichen Straßen weiter nach Jawadhi Hills, wo wir drei Tage blieben.


Jawadhi Hills









Wir wurden sehr nett empfangen und die ganze Zeit liebevoll umsorgt. Valsa  und Pushdam hatten sich im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht, was und wohl schmecken würde, wieviel Chili wir vertragen könnten und sich vorgenommen, dass niemand Magenkrank wird. Ein großes Ziel, für die ersten Tage in Indien mit europäischem Magen, aber sie haben es erreichtJ.












Unsere Unterkunft, war einfach, aber dennoch überraschend sauber und gut ausgestattet







Sneha Jyoti Special School in Jamunamarathur



In der Schule, werden 50 Kinder mit geistiger Behinderung betreut und gefördert. Geleitet wird sie von zwei  Schwestern des Salesianer Ordens Valsa und Pushdam, die dort ihren eigenen Minikonvent haben.

Die Schüler werden individuell gefördert, es wird viel gesungen und motorische Übungen gemacht. Sehr wichtig ist auch der Bereich der Selbstversorgung. Hier lernen die Kinder unter anderem das Zähneputzen und den Toilettengang, der ja gerade in Indien nochmal eine ganz besondere Herausforderung ist…












Die Mitarbeiter der Blindeninstitute unterstützen die Schule im Rahmen der Restcentaktion finanziell. So wurden in den letzten zwei Jahren unter anderem ein spezielles Toilettentrainingshaus, ein großer, neuer Sportplatz, sowie eine Hasen- und Pilzzucht mit unserer Unterstützung gebaut.













Wir alle hatten in Absprache mit den Schwestern kleine Geschenke, wie zu Luftballons oder Seifenblasen mitgebracht und es war eine große Freude diese mit den Kindern auszuprobieren.







Wir hatten aber nicht nur Spielsachen, sondern auch Heiner, einen BIM-Mitarbeiter und Zauberer im Gepäck, der für die Kinder eine kleine Vorstellung gab. Mit großen Augen bestaunten die Schüler und noch viel mehr die Betreuer die großen und kleinen Wunder, die dort auf der Bühne passierten.












Ferner besuchten wir einen Dorfmarkt,





 einen Wasserfall 





und eine weitere Schule der Salesianer, hier hatte unser Zauberer nochmal einen bejubelten Auftritt








Der Pater hatte extra für uns Bier besorgt, und war sichtlich stolz, dieses anzubieten.




Die drei Tage in den Bergen waren intensiv, herzlich, bunt, interessant und lecker und ich werde sie bestimmt nie vergessen.




Bangalore


Nach den friedlichen Tagen in den Bergen war der Großstadtschock umso größer.

Wir fuhren ganz alleine mit dem Zug weiter nach Bangalore,  ausgestattet nur mit einer Menge Wehmut und einem Lunchpaket vom Feinsten mit Chappatis, Bananen, Erdnüsse, Keksen und Datteln, das uns Schwester Valsa mitgegeben hatte.






Unsere Zeit ist schnell erzählt: Es war voll, laut und geruchsintensiv, wir waren Shoppen und Essen und am nächsten Tag Sightseeing, bevor es nachmittags mit dem Flugzeug an die Küste nach Kochi ging.





Kochi


Nun konnte der Urlaub beginnen. Wir machten uns auf den Weg  in den Bundesstaat Kerala an der Südwestküste Indiens.

Zunächst flogen wir nach Fort Kochi. Das gemütliche Städtchen mit imposanten, portugiesischen und holländischen Häusern aus der Kolonialzeit ist in der Hauptsaison bestimmt ein Touristenmagnet.

Erst nach der Buchung kam uns die nasse Erkenntnis, dass wir zwar auch in einer bestimmten Saison dort sein würden, allerdings nicht in der Haupt- sondern vielmehr in der Monsunsaison dort sein würden.

Vor der Reise überlegte ich mir die richtige Ausrüstung… Gummistiefel? Regenmantel? Paddelboot? Schirm? Gar nichts?




Ich entschied mich für Trekkingsandalen und einen „Instant-Festival- Plastikmantel“. Dankbar nahm ich auch noch einen Regenschirm an, der mir von David, dem Besitzer unserer Unterkunft angeboten wurde.

So war ich so gerüstet, wie man bei einem Monsunschauer nur sein kann. Nass wurde ich trotzdem










Wir hatten aber Glück, es schüttete immer wieder, so richtig nass (kalt war es nicht wirklich) hat es uns aber nur einmal, ansonsten saßen wir entweder im Auto, im Tuk Tuk, auf dem Boot, beim Essen, beim Einkaufen, im Palast oder auch einfach nur „daheim“ im Bett.

Backwaters 

Von Kochi aus unternahmen wir einen 3-Tagestrip, der uns zunächst auf ein Hausboot in den Backwaters führte, wo wir einen wunderbaren entspannten Tag, einen feuchtfröhlichen Abend, eine eiskalte Nacht, sowie einen schönen Morgen verbrachten. Quasi einen Kurzurlaub von der Reise.














Periyar


Nun wollten wir weiter in den Periyar Nationalpark. Das waren nur ca. 150 km, diese dauerten aber leider po-belastende 5 Stunden. Einzig die schöne  und abwechslungsreiche Landschaft machte es etwas erträglicher.

Am nächsten Tag machten wir uns auf in den Nationalpark. Wir hatten die Wahl zwischen einer asphaltierten Straße und einem Djunglewalk.  Als echte Abendteuer entschieden wir uns natürlich für die zweite Variante, trotz Warnungen im Reiseführer, dass gerade in der Regenzeit Blutegel  unterwegs wären…




Da es aber gerade nicht regnete, dachten wir der Weg sei ungefährlich. Er machte auch wirklich Spaß, wir sahen ein Rieseneichhörnchen, Rehe, Wildschweine und einige Vögel.

The Beast


Doch auf einmal ein Schrei: Eine Mitreisende hatte einen Blutegel entdeckt, der gerade an ihrem nackten Trekkingsandalenzeh andocken wollte. Wir blieben stehen und auch die Münchner Kollegin entdecke zwei Tiere an ihren Socken. Alle wollten helfen, doch auf einmal hörte man nur noch:“ ich habe auch einen!“, „ da ist noch einer!“, „mach das weg“ und „igittigitt“ es folgte ein kurzer, panischer Sprint die 50 Meter zurück zur Straße und dort ein vermutlich traditioneller, für Außenstehende bestimmt lustiger „Kampf-den-Blutegeln-Tanz“. Alle hatten mindestens 5 Tiere,  die sich ihren Weg zur Blutbahn suchten, noch schien es aber so, als hätten wir alle erledigt.








Es ging weiter auf der asphaltierten Straße, jeder erzählte noch mal von dem grad erlebten Abenteuer, freute sich überlebt zu haben und lobte die Erfindung des Teers.

Ganz unbeschadet gingen wir bzw. ich allerdings nicht aus diesem Kontakt mit der wilden Tierwelt. Ca. 15 Minuten später entdeckte ich nämlich einen schon halb gefüllten Blutegel in meiner rechten Armbeuge.

Ich sprintete los in eine dunkle Ecke, die sich als Souvenirladen entpuppte, zog mein langärmliges Hemd über den Kopf und streckte der verwundert dreinschauenden Verkäuferin meinen Arm entgegen mit den Worten: „Please help!“.

Sie nahm ein Stück Zeitungspapier und zog den Egel beherzt heraus.

Durch diese Notoperation blutete die Wunde noch ca. 1 Stunde, aber ich wurde zunächst herzlich von zwei Indern versorgt, die mir kleine Zeitungspapierstücke auf die Wunde klebten und anschließend mindestens ebenso herzlich von meinen Mitreisenden, nun mit Desinfektionsspray und antiseptischen Pflaster ;-).











So verging für die Meisten die Wartezeit bis unser Boot ablegte schnell und unterhaltsam.

Bootsfahrt


Beim Boot begegnete uns mal wieder die immer wieder präsente indische Bürokratie: Für eine einstündige Fahrt auf einem vor 100 Jahren künstlich angelegten See mussten wir zunächst nach Frauen jeder ein Formular mit unseren Daten ausfüllen, einzeln anstehen, Kameras vorzeigen und ggf. extra bezahlen, Parkeintrittskarte erneut vorzeigen und dann, aber auch erst dann bekommt man seine persönliche Bootskarte mit Namen und zugeteiltem Platz, den man dann aber auch unbedingt einnehmen muss. Die Fahrt war trotz einsetzendem Regen sehr schön und wir sahen viele Vögel und ein paar andere Tiere. 












Abends konnten wir dann sogar das WM-Spiel Deutschland-Portugal auf einem alten Röhrenfernseher im Hotelzimmer sehen und sogar etwas Bier konnten wir auftreiben.






Endspurt


Die letzten Tage sind schnell erzählt: Viele Stunden im Auto,







ein netter Kochkurs in Kochi, 






der Beginn einer fiesen Bronchitis, die mir einen furchtbaren Rückflug und auch noch zu Hause viel Freude bescherte.




Dennoch war es eine wunderbare, spannende, bunte und schöne Reise, die ich bestimmt nie vergessen werde! Vielen lieben Dank an die beste Indien-Reisegruppe, die ich mir wünschen konnte!